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Stress in der Kinderwunschzeit
„Du darfst Dich halt nicht so stressen, dann klappt das schon!“
Dieser Satz ist irgendwie der „Klassiker der guten Kinderwunsch-Ratschläge“. Und jeder Mensch, der sich wirklich auskennt, rollt – irgendwann – darüber die Augen. Doch wenn wir ehrlich sind, er macht auch was mit uns. Zumindest bringt er uns ins Grübeln. „Mache ich mich wirklich so verrückt, dass ich selbst eine Schwangerschaft sabotiere?“, „Stresst mich mein Job so, dass ich ihn vielleicht doch jetzt schon reduzieren sollte? Auch ohne Kind?“ oder ganz beliebt ist auch „Ich muss echt lockerer werden und darf nicht immer alles so akribisch planen, das stresst ja tatsächlich!“.
Wie soll man sich denn NICHT stressen?
Eine Kinderwunschbehandlung IST stressig und je länger die Reise dauert, desto mehr Druck spüren wir. Der Schreck darüber, dass es bei uns irgendwie nicht so einfach zu klappen scheint wie bei gefühlt allen Freunden um uns herum gibt den Startschuss.
Es folgt die gynäkologische Abklärung, ob denn körperlich soweit alles in Ordnung ist und wenn sich nach einer Weile Feintuning immer noch nichts getan hat, ist der nächste Schritt der Gang in die Kinderwunschklinik.
Mit einem Rezept und einem langen, komplizierten Behandlungsplan in der Hand machen wir uns auf den Weg zur Apotheke, die wir einige hundert Euro ärmer wieder verlassen. Nur um uns in den nächsten Wochen täglich Tabletten einzuverleiben und Spritzen zu setzen, von denen (zu?) viele von uns nicht mal genau wissen, was sie bewirken. Aber hey, wir haben sie bekommen und die Ärzt:innen werden schon einen Plan haben.
Nach der Stimulation kommt das Warten…
Haben wir uns dann ca. zwei Wochen lang punktgenau stimuliert, werden uns z.B. bei einer ICSI unter Narkose die herangereiften Eizellen entnommen, im Labor befruchtet und ein paar Tage später wieder transferiert. Danach heißt es warten, warten, warten… bis zum Schwangerschaftstest.
Ist dieser negativ, beginnt alles von vorne. Ist er positiv, freuen wir uns für ein paar Sekunden und sorgen uns dann vor einer möglichen Fehlgeburt, die wir entweder schon mal hatten oder von der wir schon so viel im Internet gelesen haben. Was es da nicht alles gibt… So schlimme Geschichten.
Ich frage nochmal: WIE genau sollen wir uns NICHT stressen, um die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit zu erhöhen?
Eine Sache ist schon richtig. Manchmal führt Stress zu fruchtbarkeitsschädigendem Verhalten, wie es so schön heißt. Wer raucht, viel Alkohol trinkt oder Drogen nimmt, der schadet seinem Körper und somit auch der Fruchtbarkeit. Wer so gestresst ist, dass es Probleme beim Geschlechtsverkehr gibt, der kann natürlich auch nicht schwanger dabei werden. Denn ohne Sex keine Befruchtung. Und wer dauernd auf Reisen ist und mit Jetlag zu kämpfen hat, der kann Probleme haben, den Eisprung richtig zu bestimmen und sich so auch um gute Chancen bringen. Gleiches gilt für einen durcheinander gebrachten Hormonhaushalt.
Ein nerviger Kollege im Büro. Eine fordernde Chefin. Lange Arbeitszeiten in einem Job, den man grundsätzlich gerne macht. Nachfragen bzgl. Familienplanung aus dem sozialen Umfeld… das ist kein Stress, der uns gefährlich werden kann. Lasst Euch sowas nicht einreden.
Seelische Blockaden, Traumata & Co
Absolute Einzelfälle stelle ich jetzt mal auf die Seite. Ansonsten kann ich aus jahrelanger Erfahrung als Sozialpädagogin in der Arbeit mit teils hochtraumatisierten Menschen sagen: Von denen wurden im Laufe der Zeit ganz viele schwanger. Einfach so. Mehrmals.
Sündhaft teure „Heilsversprechen“ oder irgendwelche Kurse, die Dir eine Schwangerschaft garantieren, wenn Du genau die Vorgaben xyz befolgst… Solche Angebote finden wir überall und manchmal bin ich ganz froh, dass es zu meiner Kinderwunschzeit noch kein Social Media gab. Ich wäre wahnsinnig geworden.
Zu mir kommen oft Menschen, die all diese Abkürzungen schon gegangen sind und es hat nicht funktioniert. Zurück bleibt ein kleines Häuflein Elend, das sich fragt, was es denn jetzt schon wieder falsch gemacht hat, wo es doch bei allen andern geklappt zu haben scheint. Die „Geld-zurück-Garantie“ haben sie nicht eingefordert, sonst hätten sie ihr Scheitern ja öffentlich zugeben müssen und vielleicht noch einen fiesen Spruch eingefahren. Nach dem Motto „Wenn es bei Dir nicht zum Erfolg geführt hat, hast Du es nicht richtig gemacht!“ Das ist so gemein.
Eine Garantie gibt es nicht. Egal, wie entspannt Du bist.
Ich weiß, dieser Satz ist hart und niemand hört ihn gerne. Bei den meisten von Euch wird es vermutlich auch noch klappen. Die anderen werden einen guten alternativen Plan für Ihr Leben – mit oder ohne Kind – finden. Da bin ich mir ganz sicher.
Wichtig ist aber, dass Du weißt:
DU hast gar nichts falsch gemacht und bist NICHT dafür verantwortlich, dass es schwierig ist mit dem Schwanger werden. Natürlich bist Du manchmal gestresst, wie könntest Du das auf diesem anstrengenden Weg auch vermeiden?! Das geht und ging uns doch allen so.
Vielleicht reicht es Dir, das mal zu hören von jemandem, der schon viele Frauen, Männer und Paare begleitet hat. Vielleicht möchtest Du das wissenschaftlich untermauert haben und nachlesen? Sehr gerne: https://register.awmf.org/assets/guidelines/016-003l_S2k_Psychosom_orient_Diagnostik_Therapie_Fertilit%C3%A4tsstoerungen_2020-08.pdf
Hier bist Du richtig.
Egal, woher Du kommst und wohin Deine Reise gehen mag. In den Gruppen findest Du neue Kinderwunsch-Freundinnen, die genau wissen, wie Du Dich gerade fühlst.
Und wenn eine Gruppe (noch?) nicht das Richtige für Dich ist, dann sprich unter vier Augen mit mir und ich gehe ein Stück des Weges mit Dir.
Du entscheidest und alles ist fein.
Ich freue mich auf Dich und sage BIS BALD! 😊
(Bild von Gerd Altmann auf Pixabay)
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